AP6 - SINE/Tetra BOS-Funk
Arbeitspaket 6 – Verbesserung der grenzüberschreitenden Einsatzkommunikation zwischen Dänemark und Deutschland
Entlang der deutsch-dänischen Grenze besteht seit vielen Jahren eine etablierte und erfolgreiche Zusammenarbeit im Brand-, Hilfeleistungs-, Rettungsdienst- und Polizeibereich. Ziel dieser Kooperation ist es, die Sicherheit der Bevölkerung auf beiden Seiten der Grenze zuverlässig zu gewährleisten – sowohl im täglichen Einsatzgeschehen als auch bei größeren Schadenslagen, in denen die Kapazitäten eines einzelnen Landes nicht ausreichen. Diese gegenseitige Unterstützung wurde im Rahmen mehrerer aufeinanderfolgender Interreg-Projekte aufgebaut und weiterentwickelt und im Rahmen von Interreg6A DanGer112 optimiert.
Herausforderung: Kommunikationsbarrieren
Ein zentrales Handlungsfeld in Arbeitspaket 6 war die Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten zwischen den operativen Einheiten. Erfahrungen aus realen Einsätzen zeigten, dass die vorhandenen BOS-Funkstrukturen und die bestehende technische Ausstattung keine durchgehend stabile grenzüberschreitende Kommunikation ermöglichten. Die fehlende Kopplung der beiden staatlichen Funknetze SINE und TETRA stellte bislang die größte Schwachstelle dar. Direkte Verbindungen zwischen deutschen und dänischen Funkgeräten waren nur über kurze Entfernungen möglich, was in der Vergangenheit zu Verzögerungen beim Erreichen von Einsatzorten im Nachbarland führte.
Lösungsansatz: Technische und organisatorische Weiterentwicklung
Um diese Barrieren zu überwinden, wurde im Arbeitspaket 6 ein umfassender Prozess zur technischen, organisatorischen und strukturellen Weiterentwicklung der Kommunikationswege angestoßen. Unter der Koordination des DanGer112-Projektteams kamen Vertreter aller relevanten Digitalfunkbehörden und BOS beider Länder in mehreren Arbeitsgruppentreffen zusammen. Bedarfe wurden ermittelt, technische und organisatorische Möglichkeiten ausgelotet und ein gemeinsames Lösungsmodell entwickelt.
Die entwickelte Lösung basiert auf einer Back-to-Back-Konfiguration, in der jeweils vier dänische und vier deutsche Funkgeräte gekoppelt werden. Ein geeigneter Standort für die Anlage wurde schnell gefunden. Beide Länder haben jederzeitigen Zugang zur Anlage, sodass Wartung, Kontrolle und Software-Updates sowohl vor Ort als auch digital durchgeführt werden können. Für Notfälle stehen definierte Kontaktstellen bereit, und die Systemadministration der Leitstelle Nord übernimmt die Koordination der laufenden Betreuung gemeinsam mit dem dänischen Partner Center for Beredskabskommunikation (CFB).
Finanzierung, Eigentum und Betrieb
Die technische Ausstattung der Anlage wurde auf deutscher Seite überwiegend durch das Land Schleswig-Holstein und aus Projektmitteln von Interreg6A finanziert, während DEMA – Center for Beredskabskommunikation sowie die dänischen Partner von Interreg6A DanGer112 die dänischen Geräte bereitstellen. Installation, Schulungen, Tests und die initiale Inbetriebnahme wurden ebenfalls durch Interreg DanGer112 kofinanziert. Die laufenden Betriebs-, Wartungs- und Reparaturkosten werden partnerschaftlich zwischen beiden Ländern getragen.
Für den Betrieb wird die Nutzung der Grenzlösung in die bestehenden nationalen Funkrichtlinien integriert. Beide Länder tragen gemeinsam Verantwortung für Betrieb, Wartung, regelmäßige Tests und Einsatzbereitschaft. Die technologische Infrastruktur ist so ausgelegt, dass sie in die Leitstellen von Syd- og Sønderjyllands Politi, Trekant Brand, Sonderborg Beredskab, AMK Vagtcentral sowie der Kooperativen Regionalleitstelle Nord eingebunden werden kann. Viele technische Probleme lassen sich so rund um die Uhr aus der Leitstelle heraus lösen – einschließlich Remote-Funktionen wie „Remote-Kill“, sofern die entsprechenden Zugriffsrechte vorliegen.
Grenzübergreifende Kommunikationsmöglichkeiten und Testphase
Dank der neuen Funkverbindung können dänische und deutsche Rettungskräfte bei Einsätzen und Übungen jetzt über die landesspezifischen Digitalfunksysteme grenzübergreifend kommunizieren. Feuerwehr, Rettungsdienst, Katastrophenschutz und Polizei können sowohl innerhalb des eigenen Bereichs als auch Institutionsübergreifend miteinander sprechen, je nach Art des Einsatzes. Eine Testphase dieser Lösung wurde bereits auf beiden Seiten gestartet. Ein offizieller Regelbetrieb steht noch aus, da die letzten behördlichen Genehmigungen für den Echtbetrieb noch ausstehen.
Unterstützung und europäische Förderung
Das Gateway wurde im Rahmen des EU-Projekts INTERREG 6A Deutschland-Danmark DanGer112 gefördert. Die verantwortlichen Digitalfunkstellen des Landes Schleswig-Holstein, die dänische DEMA sowie Vertreter von Polizei und Leitstellen beider Länder entwickelten den Lösungsansatz über mehrere Monate und setzten ihn technisch um. Das Land Schleswig-Holstein stellte den Standort und die Einrichtung bereit, während die dänische Seite das technische Design übernahm. Planung und Installation erfolgten gemeinsam.
Ausblick
Die Gateway-Lösung ermöglicht es Leitstellen und Einsatzleitungen, sich direkt nach Alarmierung und auf der Anfahrt zur Einsatzstelle direkt über BOS – Funk miteinander auszutauschen. Als nächster Schritt ist geplant, die Reichweite des Gateways weiter zu erhöhen, um die Abdeckung des deutschen Funknetzes auch auf dänischem Staatsgebiet zu verbessern. Dieser Schritt wurde im Rahmen des Projektes durch die Arbeitsgruppe angestoßen. Die Mitglieder der Projektarbeitsgruppe betreuen auch über das Projektende hinaus die begonnene Zusammenarbeit.
Mit dieser Lösung wird eine durchgehend leistungsfähige und reichweitenstarke BOS Kommunikation über die Grenze hinweg sichergestellt – ein entscheidender Baustein für ein modernes, verlässliches und kooperatives Einsatzgeschehen im Grenzland, das die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger in der Region nachhaltig stärkt.
Weitere Informationen zu diesem Projekt erhalten Sie bei der Kooperativen Leitstelle Nord in Harrislee.